Immer wieder höre ich von meinen Patientinnen und Patienten, dass ihre Ärzte ihnen sagen, dass das LDL das böse Cholesterin sei. Wenn der Wert etwas erhöht ist, machen sie sich auch entsprechend Sorgen. Die Frage ist: Ist LDL wirklich grundsätzlich schädlich und muss man sich Sorgen machen, wenn der Wert etwas erhöht ist?
Schliesslich gibt es auch die Frage, ob die breit eingesetzten Statine tatsächlich die Lösung sind, um Herzinfarkte und Schlaganfälle zu verhindern. Und was kann man auf natürliche Weise unternehmen, um das Cholesterin-Problem zu lösen.
Als Antwort auf einen im Tages-Anzeiger erschienenen Artikel am 5. Mai zum Thema Cholesterin habe ich einen Leserbrief geschrieben mit ziemlich entgegengesetzten Informationen als diejenigen des Artikels.
Hier ist mein Leserbrief:
LDL ist nicht das „böse Cholesterin“
Die pauschale Verteufelung von LDL-Cholesterin als „schlecht“ ist nicht nur vereinfacht, sondern sachlich falsch. Es transportiert Cholesterin zu den Zellen – als Baustoff für Zellmembranen, für die Hormonproduktion und für die Bildung von Vitamin D.
Gefährlich wird LDL erst, wenn es klein, dicht und oxidiert ist – das passiert vor allem im entzündeten Körpermilieu. Solche Entzündungen werden in erster Linie durch Stress, Übergewicht, übermäßigen Zuckerkonsum, raffinierte Kohlenhydrate und industrielle Pflanzenöle begünstigt. Trotzdem wird meist nur der Gesamtwert von LDL gemessen, statt sinnvollerer Marker wie ApoB oder LDL-P. Deutlich aussagekräftiger ist auch niedriges HDL in Kombination mit hohen Triglyzeriden.
Statine werden oft wie eine Art Lebensversicherung dargestellt, obwohl sie bei Menschen ohne Herzvorgeschichte laut vielen Studien nur einen geringen Nutzen zeigen – bei gleichzeitig häufigen Nebenwirkungen wie Muskelschäden, Diabetes und kognitivem Abbau bis hin zu Demenz.
Dazu wird oft behauptet, der Lebensstil könne nur etwa zehn Prozent zum Risiko beitragen – dabei zeigt die moderne Forschung längst, dass naturbelassene Ernährung, Bewegung, Schlaf und Stressreduktion einen deutlich stärkeren Einfluss haben können. Statt pauschal zu medikamentieren, sollte der Fokus auf der Reduktion entzündlicher Auslöser liegen, um eine echte, nachhaltige und kostengünstige Gesundheitsförderung zu bewirken. Diese Informationen hätte ich gerne im Artikel gelesen.
Der Leserbrief wurde überraschenderweise sehr gut angenommen. Hier noch weitere Infos zum Thema
Was LDL wirklich leistet – und weshalb es kein Feind ist
LDL-Cholesterin wird benötigt, um unseren Zellen lebenswichtige Bausteine bereitzustellen:
- Zellmembranen bestehen zu einem Großteil aus Cholesterin – ohne ausreichende Versorgung verlieren unsere Zellen ihre Stabilität und Kommunikationsfähigkeit.
- Hormone wie Östrogen, Testosteron, Cortisol und Progesteron werden direkt aus Cholesterin gebildet. Ein Mangel kann sich auf Fruchtbarkeit, Stimmung, Energie und Stressresistenz auswirken.
- Vitamin D, das weit mehr als nur für die Knochengesundheit wichtig ist – es reguliert das Immunsystem, schützt vor Autoimmunerkrankungen, wirkt entzündungshemmend und beeinflusst sogar die psychische Gesundheit – kann nur gebildet werden, wenn ausreichend Cholesterin vorhanden ist.
LDL ist also kein unnützes Nebenprodukt, sondern ein zentraler Bestandteil unserer Gesundheit. Eine aggressive Senkung kann sich langfristig nachteilig auf viele Körpersysteme auswirken.
Was bei Statinen schieflaufen kann
Insbesondere bei Menschen ohne bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankung (also in der sogenannten Primärprävention) ist der Einsatz von Statinen kritisch zu hinterfragen, denn:
- Das tatsächliche Risiko wird oft überschätzt, der Nutzen minimal,
- dafür treten Nebenwirkungen vergleichsweise häufig auf:
- Muskelschmerzen, Muskelabbau (Myopathie)
- Insulinresistenz bis hin zu Diabetes Typ 2
- Kognitive Einschränkungen, Konzentrationsstörungen, gesteigertes Risiko für Demenz
- Hormonstörungen, Libidoverlust
- Energielosigkeit und Leistungseinbruch, besonders bei aktiven Menschen
Gerade weil Statine den Cholesterinspiegel künstlich absenken, können sie ungewollt in natürliche Regulationsprozesse eingreifen – mit unklaren Langzeitfolgen.
Der bessere Weg: Entzündungen reduzieren – Lebensstil optimieren
Jetzt ist der richtige Moment, den Fokus wieder auf die ursächlichen Auslöser von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu richten: stille Entzündungen, oxidativer Stress und metabolische Entgleisung.
Und diese entstehen vor allem durch einen ungesunden Lebensstil.
Die gute Nachricht: Der Weg zu mehr Gesundheit ist bekannt – und für jeden gangbar.
- Naturbelassene Nahrung, die keine Glukose-Spitzen verursacht
- Bewegung und Sport: regelmäßig und freudvoll ausgeübt
- Guter Schlaf als Regenerationsquelle
- Stressreduktion und mentale Entlastung – für ein ruhigeres Nervensystem und weniger stille Entzündungen
Das alles kostet kein Rezept – aber bringt oft mehr als jedes Medikament. Und es ist nicht nur gut für uns selbst, sondern für die ganze Gesellschaft: weniger Krankheit, weniger Kosten, mehr Lebensqualität.